Mittwoch, 13. März 2013

Brauchtum: Osterbrunnen



Letztes Wochenende war es wieder soweit: unser Dorfbrunnen wurde österlich geschmückt - oder wie es die Franken sagen "geputzt". In der Vergangenheit kam das Putzen des Osterbrunnens fast einer heiligen Handlung gleich. Schließlich galt es nicht wie heute, nur einen Blickfang im Ortsmittelpunkt zu schaffen. Der Hauptgrund für das Schmücken von Brunnen und Quellen zur Osterzeit ist vor allem im Glauben und in der Bedeutung des Wassers für die Existenz von Leben zu sehen - vor allem für die wasserarme Hochebene der Fränkischen Schweiz, aus der der Brauch des Osterbrunnenschmückens wohl herkommt. 
Vor der Einrichtung der uns heute so selbstverständlichen, zentralen Wasserversorgung legte die Bevölkerung in den Dörfern der Region Zisternen an, um das kostbare Nass aufzufangen. Teilweise war es aufgrund geografischer Probleme nicht immer einfach an Wasser zu gelangen, in manchen Regionen des fränkischen Jura mussten bis zu hundert Meter tiefe Stollen gegraben werden, um an das Grundwasser zu gelangen.
Eine zeitliche Fixierung des Osterbrunnenschmückens ist nicht genau möglich. Mündliche Überlieferungen datieren den Brauch auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Anfang der 50er Jahre setzte der Rückgang dieses Brauches ein, vermutlich aufgrund der nun überall installierten zentralen Wasserversorgung. In Folge der in den 80er Jahren neu erwachten Heimat- und Brauchtumspflege erfuhr das Osterbrunnenschmücken eine intensive Neubelebung und so auch in unserem kleinen unterfränkischen Dörfchen.
Am letzten Samstag haben wir Dorffrauen uns am Brunnen getroffen. Einige Frauen schnitten Buchs-, Lebensbaum- und Eibenzweige klein, andere nahmen die kleinen Zweige und formten kleine Bündel, welche wir dann drei Frauen reichten, die auf Leitern standen und die grünen Zweige an das Metallgestell banden.
Nachdem das Gerüst mit grünen Zweigen verziert war, durften nun auch die Kinder mithelfen und die in den letzten Wochen angemalten Eier an die Zweige stecken.
Zum Putzen des Brunnens gab es Kaffee aus der Thermoskanne und selbstgemachten Kuchen, den wir  uns schwatzend und den neusten Dorfklatsch erzählend, schmecken ließen. Ich finde diese Brauchtumspflege, wie sie vor allem auf dem Land gelebt wird, ganz toll und vor allem für unsere nachfolgenden Generationen besonders wichtig.